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Neues Sprengstofflager auf Lohberg
Schießmeister Grün, Schachtanlage Lohberg

Die älteren Lohberger erinnern sich wohl noch an das alte Sprengstofflager in der Hauptabteilung auf der 2. Sohle. Jahrelang erfolgten Lagerung und Ausgabe von Sprengstoffen und Zündmitteln im Sprengstofflager auf der 3. Sohle. Seit dem 23. Oktober 1954 sind Lagerung und Ausgabe in den neuen Sprengstoffraum auf der 4. Sohle verlegt worden.
Die im Maßstab 1:2000 angefertigte Skizze (Abbildung 1) läßt die Lage des Lagers im Schachtbereich auf der 4. Sohle sowie die räumliche Anordnung der zum Lager gehörigen Kammern erkennen. Aus dem südlichen Schachtumtrieb ist der Eingang zum Sprengstofflager zu erreichen. Die unmittelbaren Zuführungsstrecken des Sprengstofflagers müssen eine gebrochene Linienführung haben. Im Zuführungsweg sollen getrennte Zu- und Abgangswege vorhanden sein, so daß die ab- und zugehenden Arbeiter einander nicht begegnen; in die Sohle eingelassene und mit Ketten verbundene Stangen genügen dieser bergbehördlichen Anordnung. An einen 45 m langen Eingangsquerschlag schließt sich der 85 m lange Hauptgang an. Beiderseits des Hauptganges sind die Lagerkammern, ihnen gegenüber die Puffkammern angesetzt worden. In den Puffkammern wurden Gesteinsstaubschranken eingebaut. Der Abwetterführung dient ein 114 m langer nach Schacht 2 führender Schrägberg, der die unmittelbare Verbindung mit dem ausziehenden Wetterstrom herstellt. Somit ist den Richtlinien für die Genehmigung von Sprengstofflagern unter Tage, die u. a. eine Entfernung des Lagers von mindestens 10 m von den übrigen zur Fahrung oder Förderung benutzten Grubenbauen fordern, entsprochen.
Eingangsquerschlag, Hauptgang und Kammern stehen in Ziegelsteinmauerung (Abbildungen 2 bis 4). Der Abwetterberg ist als feuersichere Zone mit eisernen Türstöcken, Eisenverzug und Stahlverbolzung ausgebaut worden. 1,30 m hohe und 2 1/2 Stein starke Mauern tragen im Eingangsquerschlag und Hauptgang das Mauergewölbe. Die Sohlenbreite beträgt 3,25 m, das Stichmaß bis zum Scheitel des Gewölbes 1,60 m. Eine schachbrettartig angeordnete doppelte Holzeinlage ist zwischen Stoßmauer und Gewölbe eingefügt worden. Als Sohlenbelag sind in der Grube angefertigte Betonplatten gewählt worden, die bei hochquellender Sohle leicht ausgewechselt werden können. Im Zu- und Hauptgang liegt ein 93er Gestänge. Mit besonders hergerichteten Förderwagen wird der Transport des Sprengstoffes durchgeführt: die Wagen rollen bis vor die entsprechenden Kammern und werden entleert.
Zur Ableitung des Wassers läuft ein Wassergraben an der Stoßseite des Eingangsquerschlages; im Hauptgang wurde er zwischen den Bahnschienen ausgehoben. Auch hier wurden zur Abdeckung Betonplatten benutzt. Ebenso wie die Gänge sind die Kammern mit Ziegelsteinen ausgemauert worden. Auf geraden Stoßmauern lagern Stahlkappen von 120 mm Steghöhe; zwischen den Kappen ist die Betondecke eingeschalt worden. Zur Absicherung der Eingänge zu den Kammern wurden 300er Breitflanschträger eingemauert. Alle Lagerkammern sind 4,5 m, die Puffnischen 4 m tief. Die erste Lagerkammer, die gleichzeitig als Ausgabelager dient, ist 11 m lang. Im Vorraum dieser Kammer wurde die Schreibstelle für den Schießsteiger bzw. Sprengstoffausgeber eingerichtet (Abbildung 5).
Das Ausgabelager — Kammer l — nimmt 1000 kg Gesteinssprengstoff allein oder mit anderen Sprengstoffen zusammen auf. In einer Nische im Vorraum der ersten Kammer dürfen bis zu 5000 Stück scharfe Zünder gelagert werden. In der 2. Kammer werden die Geschoßkästen der Schießberechtigten abgestellt und aufbewahrt. Die übrigen Kammern 3 bis 7 dienen ebenfalls der Sprengstofflagerung. Zu beachten ist, daß die Gesteins- und Wettersprengstoffe gesondert gelagert werden: 1000 kg Gesteinssprengstoff allein oder 2500 kg Wettersprengstoffe der Klasse
I, II und III oder 5000 kg Wettersprengstoffe der Klasse III allein. Wir verwenden z. Z. im Grubenbetrieb unter Tage Wetter-Nobelit B (Klasse I), Wetter-Nobelit B (Mt(Klasse II)
und Wetter Carbonit A sowie Astralit. Als Gesteinssprengstoff ist Ammongelit mit gutem Erfolg eingesetzt worden. In der letzten Kammer, der achten, dürfen 3000 Stück scharfe Zünder gelagert werden. Diese Menge stellt gerade den Tagesverbrauch dar: monatlich werden rund 20 t Sprengstoff ausgegeben.
Den von der Bergbehörde erlasseneu Richtlinien über die zweckmäßige Anlegung eines Sprengstofflagers Rechnung tragend, sind in den Kammern Thermometer aufgehängt worden; außerdem wurde eine ortsfeste Beleuchtung aus festen elektrischen Glühlampen, die außerhalb des Lagers eingeschaltet werden, angebracht, und schließlich sind noch Merktafeln aufgehängt worden.
Das neue Sprengstofflager auf der 4. Sohle ist nicht nur ein zweckmäßig und nach den neuesten Richtlinien eingerichteter Grubenbau, sondern erfreut uns auch alle durch seine gelungene und ansprechende Bauweise, die wir noch recht oft bewundern werden und bewundern lassen dürfen.
Quelle: Der Förderturm (März 1955)

 

Abb 1
Abb 1 

Abb 2
Abb 2: Außenseite der Hauptzugangstür des Lagers mit der Aufschrift "Achtung! Sprengstoffe! Unbefugten ist der Eintritt verboten" - Links: Schaltanlage für die Innenbeleuchtung


Abb 3
Abb 3: Zuführungsstrecke zum Sprengstofflager mit Kettenzug für getrennten Zu- und Abgang; links: abgedeckt Wasserseige und Fahrbahn


Abb 4
Abb 4: Hauptgang; links: Lagerkammern; rechts: Sackgassen oder Puffnischen


Abb5
Abb 5: Ausgabelager mit Schreibstelle

 

Artikel Bergtechnik:

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