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Europastreb
  in memory

Gedichte

 

Unser Europastreb

von Maschinenfahrsteiger i.R. Wilhelm Peters

Maikühl war's die Sonne verschwand
als man legte die Akten in den Schrank.
Nun war es beschlossen, es schien wie ein Traum,
Revier 5 werden wir endlich automatisch abbau'n.

Mit Gullik von Becorit und Beien-Kompakt
sind wir in Zukunft nicht mehr so nackt.
Mit K 100 KS und 4 x 63 KW bestückt,
das ist ein Antrieb der alle entzückt.

Mit Locheisen verdeckt und mangangeführt,
das ist ein Hobel! Wir waren gerührt.
Nun kamen die Pfeiler, uns allen bekannt,
von vielen -nicht böswillig- Waschmaschinen genannt.

Bald war alles komplett, die Förderung ging los,
"Haben wir genug Leere?", so hörte man bloß.
Die Betriebsleitung schwebte schon in höhren Regionen
man sprach von enormer Leistung und den vielen vielen Kohlen.

Doch erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.
Heute weiß ein jeder: Uns wird nichts geschenkt.
Die ersten paar Meter, da schwenkte man bloß,
es kam noch nicht viel, doch bald ging es los.

Zum Panzerfest war'n wir sehr oft eingeladen,
mußten uns dann mit dem betonierten Unterlauf plagen.
Doch wie immer, war Beien sehr schnell
und änderte flugs das neue Kompakt-Modell.

Die Geschwindigkeit wurde runtergedreht,
damit der Panzer nicht gar so oft steht.
Der Raupenhobel, auch "Schneller Hirsch" genannt,
wurde neu aufgestockt, wie uns allen bekannt.

Mit 1,36 m/Sekunde, so schoß er durch den Streb,
man mußte damit rechnen, daß ihm die Puste ausgeht.
Hobel auseinander, Kette gerissen und Manganführung ab,
so kamen die Störungen, wir waren schachmatt.

Man wechselte die Kette, den Rinnenstrang auch,
und bronzierte den Hobel zum besseren Lauf.
Mit U2S 6000 war dann alles komplett,
und es stieg, wenn auch langsam, im Revier 5 der Effekt.

Endlich sah man Fortschritt und atmete wieder auf,
doch dann hemmten die Pfeiler den kontinuierlichen Lauf.
Hiervon zu berichten, fällt mir wirklich sehr schwer,
wer erinnert sich heute noch gerne an dieses Malheur.

Sie sollten -in Folge gefahren- automatisch sich bewegen,
um den Strebraum die nötige Sicherheit zu geben.
Die ersten fünf Meter ging alles noch klar,
weil das Gebirge recht nett zu uns war.

Doch dann kam der Bruch und alles war aus,
es wackelte Revier 5, wir kamen immer später raus.
Die Pfeiler zugelaufen, mit Steinen fast völlig verdeckt,
Schläuche abgerissen und viele Stempel defekt.

Kein Niederdruck, kein Hochdruck und aus die Kalotten,
alle hatten Ärger mit diesen Klamotten.
Wir schafften, bauten und änderten sehr viel,
vor Augen nur immer das eine Ziel:

Mehr Kohle zu schciekn als nach herkömlichen Methoden,
damit sich die hohen Investitionskosten lohnen.
Mal endlich wieder normal die Schichten verfahren,
so wie es früher war, vor einigen Jahren!

Nicht, wie bisher, nach Haus' nur für einige Stunden,
um dann wieder zu drehen in Revier 5 die Runden.
Hoch war die Belastung, die Nerven gingen dahin,
und manchen passierte zu Hause dann so'n Ding:

Des einen Kinder sagen, weil Vater zu Haus sehr rar:
"Mutti, der Onkel von Revier 5 ist wieder mal da!"
Müde und zerschlagen lag der andere im Bett
und träumte von Revier 5: Der Druck ist wieder mal weg!

Plötzlich springt er auf, laut hört man ihn schrei'n:
"Mann hängen", dann springt er in den Kleiderschrank rein,
um schwitzend zu erwachen, die Pumpenzange in der Faust,
liegend unter Bett, die Sprungfedern war'n schon raus!

Für heut' sei's genug, nur eins möcht' ich noch sagen:
Wir alle haben uns im Europastreb prächtig geschlagen.
On konventionell oder nuklear,
auf Lohberg kommen wir immer klar!